Badi­sches Tag­blatt, 9. August 2018

AUF­MARSCH DER JEDI ALS KLANGSPEKTAKEL

Eine laue Som­mer­nacht und die stim­mungs­vol­le Kulis­se der Volks­schau­spie­le Ötig­heim bil­de­ten den per­fek­ten Hin­ter­grund für das Gast­spiel von ORSO Orches­tra & Cho­ral Socie­ty. Die­ses Jahr schöpf­te der Grün­der und Lei­ter, Wolf­gang Roese, aus dem Vol­len und unter­nahm mit Chor und Orches­ter einen Streif­zug durch die wei­te Welt der Film­mu­sik. Hoo­r­ay for Hol­ly­wood ließ sicher bei vie­len Zuhö­rern das eine oder ande­re Kopf­ki­no star­ten, wenn zur Musik das Gedächt­nis die ent­spre­chen­den Film­se­quen­zen beisteuert.

Es ist nicht die ers­te Gala­nacht der Film­mu­sik von ORSO, denn gera­de Film­mu­sik bringt die Stär­ken die­ser For­ma­ti­on zum Vor­schein, die sich seit ihrer Grün­dung 1993 als Orten­au­er Rock-Sym­pho­ny-Orches­tra am liebs­ten zwi­schen Sin­fo­nie und Rock bewegt.

Es gibt eine schier uner­schöpf­li­che Fül­le, aus der Wolf­gang Roese eine Aus­wahl tref­fen muss­te. Als musi­ka­li­schen Rah­men ent­schied er sich für den Griff nach den Ster­nen mit der Star Wars Suite und Star Trek, was nicht nur Sci-Fi-Fans begeis­ter­te. Gera­de bei Star Wars konn­ten die Blech­blä­ser Stoff geben, die Strei­cher für melo­disch flie­ßen­de, roman­ti­sche Momen­te sor­gen, man hör­te den rhyth­misch trei­ben­den Auf­marsch des Impe­ri­ums, kurz, das ORSO beschwor in die­ser hal­ben Stun­de Klang­spek­ta­kel mühe­los die Welt der Yedis und Sith Lords von Geor­ge Lucas herauf.

Eine Pri­se nost­al­gi­schen Charmes gab das ORSO mit der klang­schön musi­zier­ten, roman­ti­schen Film­mu­sik zu Char­lie Chap­lins Klas­si­ker Lime­light. Wie­viel Hol­ly­wood musi­ka­lisch euro­päi­schen Exi­lan­ten ver­dankt, wur­de in The Adven­tures of Robin Hood deutlich.

Für die­sen Film aus den 1930er Jah­ren schrieb der öster­rei­chisch-jüdi­sche Kom­po­nist Erich Wolf­gang Korn­gold den Sound­track. Was heißt Sound­track, der bis zur Macht­er­grei­fung der Natio­nal­so­zia­lis­ten erfolg­rei­che Opern­kom­po­nist schrieb zu den Aben­teu­ern des Robin Hood eine drei­sät­zi­ge Sinfonie.

Roeser und das ORSO lie­ßen in der sprit­zi­gen Wie­der­ga­be der Eck­sät­ze die tur­bu­len­te Hand­lung leben­dig wer­den und erin­ner­ten im zar­ten Mit­tel­satz an die Lie­bes­ge­schich­te zwi­schen Robin Hood und Marian.

Eine sehr atmo­sphä­ri­sche Musik schuf Mik­los Roz­sa für den Klas­si­ker Ben Hur. Die Unter­stim­men zeich­ne­ten die Müh­sal der Galee­ren­skla­ven nach, der Chor sang in wun­der­bar wei­ten Bögen das Alle­luia, und der Wucht der gesam­ten Wie­der­ga­be die­ser Musik mach­te deut­lich, wel­che Wir­kung der Film in den 1950er Jah­ren ent­fal­tet hat.

Hol­ly­wood brach­te auch span­nen­de Gangs­ter-Epen her­aus wie Once upon a time in Ame­ri­ca. Hier zau­ber­te die Sopra­nis­tin Susan­ne Mül­ler makel­los leuch­ten­de Voka­li­sen über den Orches­ter­klang. Der Titel­me­lo­die zu Der Pate ver­lieh Susan­ne Mül­ler Klang­schön­heit, ohne dabei zu opern­haft zu klingen.

Moni­ka Wie­demer, die sou­ve­rän durch das opu­len­te Pro­gramm führ­te, schlüpf­te in ein pink­far­be­nes Out­fit um die herr­lich quiet­schi­ge Miss Pig­gy dar­zu­stel­len, zum Ver­gnü­gen des Publi­kums. Unver­kenn­bar auch die Musik zur Mup­pet Show, es fehl­ten nur noch Ker­mit und die Loge mit den alten Grant­lern Wal­dorf und Statler.

Ein gelun­ge­ner Auf­takt zu einem kur­zen Aus­flug in die Welt der Seri­en. Da konn­te man mal die Tat­ort-Titel­mu­sik in vol­ler Län­ge hören, vom ORSO mit fet­zi­ger Rhyth­mik, mit­rei­ßen­dem Tem­po und Jaz­z­anklän­gen versehen.

Flie­gen kann das ORSO auch. Zu musi­ka­li­schen Höhen­flü­gen setz­te es im zwei­ten Teil des Pro­gramms an. Beson­ders gelun­gen fiel die musi­ka­li­sche Gestal­tung des Heim­flugs von E.T. aus, in dem das Orches­ter immer leich­ter, hel­ler und luf­ti­ger musi­zier­te, um zu illus­trie­ren, wie der außer­ir­di­sche Film­held ins All zurück­kehrt. Zum Fina­le sang und spiel­te sich ORSO schwung­voll ein­mal quer durch die Star-Trek-Seri­en. Glück­li­cher­wei­se gibt es so viel Film­mu­sik, dass Wolf­gang Roeser und ORSO in den nächs­ten Jah­ren wei­te­re Gala­näch­te dar­aus zau­bern kön­nen. (Nike Luber)

Badi­sche Neu­es­te Nach­rich­ten, 9. August 2018

GROS­SES KINO FÜR DIE OHREN

Die Sturm­trupp­ler aus Geor­ge Lucas’ Star Wars sau­gen ihre Ener­gie aus Strei­chern, wäh­rend Don Cor­leo­ne ali­as Der Pate und der Sopran von Susan­ne Mül­ler eine ganz beson­de­re Sym­bio­se mit­ein­an­der ein­ge­hen. Bei der Gala­nacht der Film­mu­sik zeig­ten Wolf­gang Roese und die ORSO Orches­tra & Cho­ral Socie­ty klang­star­ke cine­as­ti­sche Aspek­te und bescher­ten den Volks­schau­spie­len Ötig­heim auf der Frei­licht­büh­ne einen Abend zwi­schen Fan­ta­sy, Aben­teu­er, Hel­den­tum und Krimi.Angesichts der gegen­wär­ti­gen Tem­pe­ra­tu­ren war die­ses Open-Air-Kon­zert nicht nur für die Men­schen eine Her­aus­for­de­rung, son­dern glei­cher­ma­ßen für ihre Instru­men­te. Den­noch ging vom Orches­ter durch­gän­gig ein Gefühl von Leich­tig­keit aus, wofür die Künst­ler vom Publi­kum gefei­ert wur­den. Song für Song gab es für die gezeig­te Spiel­freu­de auf hohem tech­ni­schen anhal­ten­den Applaus und Jubel. Denn schon vom ers­ten Stück an war die gro­ße Lei­den­schaft und Aus­drucks­kraft der Orso-Künst­ler zu spü­ren, als sie eine mäch­ti­ge Lan­ze bra­chen für eine beson­de­re, apar­te fil­mi­sche Neben­sa­che – die Musik, die teil­wei­se eine ganz eige­ne Kar­rie­re mach­te und manch­mal sogar auf grö­ße­re Erfol­ge ver­wei­sen kann, als der Film selbst. Ein biss­chen Ennio Mor­rico­ne, ein Aus­flug in das Werk von Char­lie Chap­lin, der nicht nur geschau­spie­lert son­dern unter ande­rem auch kom­po­niert hat, und eine kräf­ti­ge Por­ti­on John Wil­liams waren exzel­len­te Zuta­ten für einen pri­ckeln­den Abend.

Auf dem Pro­gramm stan­den vie­le Jahr­zehn­te Film­ge­schich­te, die klang­stark erzählt wer­den woll­ten Wolf­gang Roese nutz­te sei­ne Mög­lich­kei­ten aus­ge­zeich­net, indem er aus die­sen breit auf­ge­stell­ten Strei­cher­rei­hen schöpf­te, und bescher­te den Zuschau­ern so einen sym­pho­ni­schen Hoch­ge­nuss. Mit an Bord war Susan­ne Mül­ler als Solis­tin, die schon seit 2007 zum Chor des Orso kam und ihm treu blieb, obwohl sie inzwi­schen längst als Solis­tin aber auch als Stimm­bild­ne­rin tätig ist. Bei Ennio Mor­rico­ne und sei­nen klas­si­schen Voka­li­sen ließ sie für die­sen klei­nen Moment die Regis­ter ihres gesang­li­che Talents erah­nen. Sicher und aus­drucks­stark erfüll­te sie die Frei­licht­büh­ne mit Klän­gen, die gän­se­haut­ver­däch­tig waren. Doch um die­se zu erzeu­gen, bedarf es nicht zwin­gend der Mythen und klas­si­schen (Anti-)Helden wie etwa Robin Hood, For­rest Gump oder Ben Hur. Auch Har­ry Pot­ter und der berühm­te Ich will nach Hau­se tele­fo­nie­ren -E. T. erwie­sen sich selbst beim gesetz­te­ren Publi­kum als abso­lut alters­ge­recht, dank der hier agie­ren­den exzel­len­ten Aus­wahl an Künst­lern, wel­che in einem atem­be­rau­ben­den Kon­zert den Kom­po­nis­ten der zuge­hö­ri­gen Film­mu­si­ken ihren Respekt erwie­sen. (Chris­tia­ne Krause-Dimmock)