Lah­rer Zei­tung vom 02. Sep­tem­ber 2018

Bom­bas­ti­sche Klang­fül­le im Seepark

Mit einem ein­drucks­vol­len Kon­zert fei­er­te Orso unter der Lei­tung von Wolf­gang Roese bei der Lan­des­gar­ten­schau sei­nen 25. Geburtstag.
Lahr – Das Rock-Sin­fo­nie­or­ches­ter Orso hat mit meh­re­ren Tau­send Besu­chern auf der Lan­des­gar­ten­schau sei­nen 25. Geburts­tag gefei­ert. Sin­fo­nisch auf­ge­pepp­te Rock- und Pop­songs, Musi­cal­aus­zü­ge und Stan­dards befeu­er­ten ein mehr als drei­stün­di­ges Konzert.

Zu beson­de­ren Anläs­sen darf es ruhig auch ein­mal etwas mehr sein: Für das lan­ge im Vor­feld ange­kün­dig­te Jubi­lä­ums­kon­zert von Orso am Sams­tag­abend wur­de eigens eine Büh­ne für den mehr als 200 Akteu­re zäh­len­den Klang­kör­per aus dem Boden gestampft, das Gas­tro­no­mie­an­ge­bot erwei­tert und die Öff­nungs­zei­ten ver­län­gert. Bis Mit­ter­nacht herrsch­te am Sams­tag­abend pral­les Leben auf der Lan­des­gar­ten­schau, fei­er­ten mehr als 5000 Besu­cher eine rau­schen­de Geburts­tags­par­ty, auch wenn die auf 2000 Sitz­plät­ze auf­ge­stock­te Bestuh­lung bei wei­tem nicht aus­reich­te. Über die zusätz­li­chen Kos­ten für den Event schweigt der Ver­an­stal­ter. Er hofft, dass hier die Ver­si­che­rung des Zelt­ver­lei­hers ein­springt, weil die ursprüng­lich ange­mie­te­te Büh­nen­über­da­chung auf dem Weg nach Lahr beschä­digt wur­de und durch eine etwas klei­ne­re Vari­an­te ersetzt wer­den musste.
Das von Wolf­gang Roese ursprüng­lich mit Nach­wuchs­ta­len­ten aus der gan­zen Orten­au gegrün­de­te Rock-Sin­fo­nie­orchs­ter konn­te bei der Rück­kehr in die alte Hei­mat aus dem Vol­len schöp­fen. Zwei Jahr­zehn­te nach ihrem letz­ten Gast­spiel in der Regi­on trumpf­te die mitt­ler­wei­le in Frei­burg und Ber­lin behei­ma­te­te Orches­ter- und Chor­ge­sell­schaft mit mehr als 200 Akteu­ren und einer bom­bas­ti­schen Klang­fül­le auf. Der Auf­tritt doku­men­tier­te auch die Wei­ter­ent­wick­lung von Orso zu einem pro­fes­sio­nel­len Orchesterprojekt.
Stimm­kraft und Bühnenpräsenz
Die Arran­ge­ments von Wolf­gang Roese sind fei­ner und sicher­lich auch ele­gan­ter gewor­den. Orches­ter, Chor und Rock­band agie­ren auf einem hohen tech­ni­schen Niveau. Die Gesangs­so­lis­ten Bren­da Boy­kin, Bri­git­te Oel­ke, Alex Mel­cher, Gun­nar Schier­reich und Susan­ne Mül­ler beein­druck­ten mit Stimm­kraft und Büh­nen­prä­senz. Bei Orso blitzt aber auch immer wie­der eine Por­ti­on Gigan­tis­mus auf. Grif­fi­ge, durch­aus auch episch ange­leg­te Rock­songs wie “Kash­mir” und “Stair­way To Hea­ven” von Led Zep­pe­lin, “Dream On” von Aer­o­s­mith, “Smo­ke On The Water” von Deep Pur­ple oder “Hold The Line” von Toto wer­den sym­pho­nisch auf­be­rei­tet. Geor­ge Gershwins “Sum­mer­ti­me” und David Bowies “Space Oddi­ty” ver­lie­ren im sym­pho­ni­schen Dschun­gel ihre Durch­schlags­kraft, wäh­rend Micha­el Jack­son kaum noch wie­der­zu­er­ken­nen ist. Klas­sik und Pop ver­schmel­zen nur vor­der­grün­dig, wenn sich Rock­riffs in sakra­len Ges­ten auf­lö­sen, wenn Micha­el Jack­son und Igor Stra­win­sky in ein gemein­sa­mes Kor­sett gezwängt werden.
Das Kon­zept von Wolf­gang Roese funk­tio­niert nach wie vor am bes­ten, wenn Orso auf den Spu­ren von Gia­co­mo Puc­ci­ni, Andrew Lloyd-Web­ber oder Leo­nard Bern­stein in die Welt der Oper und des Musi­cals ein­taucht, wenn “Metal­li­ca” oder “Queen” orches­triert wer­den. Das immer wie­der mit gro­ßen Ges­ten befeu­er­te, von Moni­ka Wie­demer char­mant mode­rier­te Kon­zert ver­zau­ber­te die bis kurz vor Mit­ter­nacht begeis­tert mit­ge­hen­den, am Ende ste­hend applau­die­ren­den Besu­cher. An einem run­den Geburts­tag darf eben auch in der Hin­sicht ein­mal etwas mehr sein.

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