Wolfgang Roeses Anliegen ist dabei nicht Grenzen zu verletzen, sondern sie dort zu überschreiten, wo die Musik selbst eine Brücke dazu baut. Dabei hat er immer auch die Menschen im Blick, die sich allzu oft hinter selbst gezogenen Grenzen verschanzen, und gar nicht ahnen, dass sie auf der anderen Seite auch willkommen sein könnten:
„Ich halte es gern wie Leonard Bernstein, der nicht so sehr zwischen E- und U-Musik als viel mehr zwischen guter und schlechter Musik unterschieden hat. Wenn ein großes Publikum bekannte Hits feiert und total aus dem Häuschen ist, obwohl große Passagen auch mal verfremdet oder gar atonal und hochkomplex daher kommen, erfüllt mich das mit Stolz. – Wenn diese Menschen, die nie auf die Idee gekommen wären, in ein klassisches Symphoniekonzert zu gehen, dann auch wieder bei ORSOphilharmonic zu finden sind und dort ohne Vorurteile und mit der gleichen Begeisterung den Symphonien Tschaikowskys, Scriabins oder Mahlers lauschen, sich von Verdis Requiem in den Bann ziehen lassen oder selbst zeitgenössische Komponisten spannend finden, dann – und erst dann! – bin ich ganz zufrieden!“
Mittlerweile funktioniert das Ganze auch umgekehrt: Schon mancher Musiker, der über eines der klassischen Projekte zu ORSO gekommen ist, hat sich von der Faszination der RockSymphony anstecken lassen. Und musste nach ersten Proben merken, dass die scheinbar so leicht daher kommende U-Musik mehr in sich hat, als auf den ersten Blick zu ahnen ist. Und plötzlich fängt der geübte „Bach-vom-Blatt-Sänger“ wieder ganz von vorne an, lernt neue musikalische Welten kennen und staunt. Staunt vor der Größe, die alle gut gemachte Musik in sich trägt – egal welches Etikett sie trägt.