MESSA DA REQUIEM (Verdi)
Filmmusik zu „BEN HUR“ und Resphigis „PINI DI ROMA“
Gastspiel Volksschauspiele Ötigheim | 15. August 2017
Großer Chor & Orchester des ORSOphilharmonic
Musikalische Leitung: Wolfgang Roese
Volksschauspiele Ötigheim
Dienstag, 15. August 2017
Beginn 20 Uhr
Ende gegen 22:30 Uhr
Tickets unter
072 22/968 790
(Volksschauspiele Ötigheim)
Schon Verdis Zeitgenossen sprachen von einer „Oper in liturgischem Gewand”, ob seiner großen Bandbreite an fein ineinander gewobener, musikalischer Emotion und Konstruktion, mit innigem Sologesang und virtuosen, werkbestimmenden Chorfugen. Entstanden war die musikalische Totenmesse in zwei Etappen. Zunächst schrieb Verdi ein Libera me als Teil einer Gemeinschaftskomposition zum Gedenken an den 1868 verstorbenen Gioachino Rossini. Anlässlich des Todes des italienischen Nationaldichters und Vaters des modernen italienischen Romans Alessandro Manzoni erweiterte Verdi seinen Teil des damals nicht aufgeführten Rossini-Requiems zu einer vollständigen Totenmesse.
Die Uraufführung der Messa da Requiem fand 1874 unter Verdis Leitung in San Marco in Mailand statt, genau ein Jahr nach dem Tod Manzonis. Dass ein hauptsächlich für seine Opern bekannter Komponist mit betont antiklerikaler Haltung ausgerechnet einen liturgischen Text vertonte, ist höchst verwunderlich. Jedoch erklärbar, wenn man das Requiem als Verdis persönliche Auseinandersetzung mit der Frage nach den letzten Dingen begreift, die ins Allgemeine umgedeutet werden kann. Die Grundhaltung ist nicht zutiefst religiös, wohl aber sehr ethisch verankert, sodass die Verbindung zu Manzoni als Humanitätsideal offensichtlich ist. Obgleich Verdi seinen Erfolg seinem Opernschaffen zu verdanken hat, stellt er sein Genie in höchster Konzentration im Requiem dar. Dorthinein investiert er alle charakteristischen musikalischen Mittel, die er im Verlauf von 26 Opern entwickelt hatte und die er hier nun voll zur Entfaltung bringen konnte, ohne auf die stets unvermeidlichen und jeweils besonderen Gegebenheiten einer Bühnenhandlung Rücksicht nehmen zu müssen. Verdi selbst führte sein Werk nur einmal ohne Pause auf: Anlässlich der Uraufführung. Alle weiteren Aufführungen unter dem Komponisten selbst wurden mit Pause nach dem Dies Irae, dem zweiten Satz, durchgeführt. So wird auch ORSO in der Tradition Verdis das Requiem mit einer Pause aufführen.
„Arm geboren, in einem armen Dorf, fehlten mir die Mittel für jedwede Ausbildung;
man gab mir ein armseliges Spinett unter die Finger,
und einige Zeit später begann ich zu komponieren …
ein Stück nach dem anderen … Das ist alles!
Und Tatsache ist, dass ich heute, als alter Mann,
große Zweifel hinsichtlich des Wertes dieser Kompositionen hege!”
So skizzierte Verdi am Vorabend seines 78. Geburtstags den Verlauf seiner Karriere. Die Geschichte des ungebildeten Bauernjungen, der aus eigener Kraft zum Nationalhelden des Landes aufstieg, hatte für ein Jahrhundert große Anziehungskraft. Die Wahrheit ist weniger dramatisch, auch wenn Verdi tatsächlich in einem ländlich-provinziellen Milieu aufwuchs, weshalb er – obwohl sein Talent früh entdeckt wurde – nur sehr langsam vorankam. Kein italienischer Komponist von vergleichbarem Rang musste auf die Aufführung seiner ersten Oper warten, bis er 26 Jahre alt war.
Letztlich beherrschte Verdi aber 50 Jahre lang ohne nennenswerte Konkurrenz den Opernbetrieb in Italien. Bereits mit seinen Frühwerken verdrängte er Bellini und Donizetti von den Spielplänen. Diese Monopolstellung sollte er bis zu seinen späteren Werken Otello (1887) und Falstaff (1893) behaupten. Der eigentliche Beginn seiner Karriere ist mit Nabucco (1842) zu setzen, mit dessen triumphalem Erfolg Verdi schlagartig über die Grenzen Italiens hinaus bekannt wurde. Die folgende Auftragswelle führte dazu, dass er auch in London und Paris Fuß fassen konnte. Sein durchschlagender Erfolg ist fest mit einem Operntyp verankert, der durch gewaltige Chorszenen und eine breit angelegte Orchestrierung gekennzeichnet ist. Neben seinem reichen Bühnenschaffen umfasst sein Werkverzeichnis nur wenige rein symphonische Werke, darunter das anspruchsvolle Streichquartett e-Moll (1973) und die weltberühmte und monumentale Messa da Requiem (1874).
Ottorino Respighi, 1879 in Bologna geboren und 1936 in Rom gestorben, versuchte sich als italienischer Komponist zunächst am nationalen Musikgenre: der Oper. Aber nach dem Kompositionsstudium bei Rimskij-Korsakov in St. Petersburg und bei Max Bruch in Berlin, wendete er sich zunehmend der Instrumentalmusik zu. Zusammen mit Pizzetti, Malipiero und Casella gehört er zur Generazione dell’ottanta, der Generation der um 1880 geborenen: Diese Komponisten versuchten jenseits der Oper die italienische Musik zu erneuern und zeitgemäßer umzusetzen.
Sein großer Durchbruch gelang Respighi mit der symphonischen Dichtung 1916 Fontane di Roma, den Brunnen von Rom. 1926 knüpfte er mit den Pini di Roma, den Pinien von Rom und zwei Jahre später mit Feste di Roma, Römische Feste an seine frühere Komposition an. Zusammen bilden sie die Römische Triologie: drei symphonische Dichtungen, die Rom näher charakterisieren.
Die Pinien bilden in seiner Komposition die “Zeugen der wichtigsten Ereignisse des römischen Lebens.”
“Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die Kinder. Sie tanzen Ringelreih’n, führen Militärmärsche und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen Geschrei wie Schwalben am Abend; dann laufen sie davon. Unvermutet wechselt die Szene …”
“..im Schatten der Pinien rings um den Eingang einer Katakombe, aus deren Tiefe ein wehmütiger Gesang zu uns dringt. Er erhebt sich zu feierlicher Hymne und verklingt dann wieder geheimnisvoll.”
III. I pini del Gianicolo (Lento)
“Ein Zittern geht durch die Luft: in klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Janiculums. In den Zweigen singt eine Nachtigall.”
“Morgennebel über der Via Appia: einsame Pinien stehen Wacht in der tragischen Landschaft der römischen Campagna. Undeutlich glaubt man immer wieder den Rhythmus zahlloser Schritte zu hören. Der Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder aufleben: unter dem Geschmetter der Buccinen naht ein Konsul mit seinem Heer, um im Glanze der neuen Sonne zur Via Sacra und zum Triumph aufs Kapitol zu ziehen.”